Andrea's Saanensenf


Der Saanensenf ist eine typische Saaner Spezialität und wird unter anderem zu Schweinefleisch oder Käse serviert. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Andrea kocht den würzigen Senf nach dem Rezept ihrer Grossmutter Helene von Siebenthal. Dazu verwendet sie das Kirschenmus von Wimmis, eine Zutat mit einer langen Geschichte. Diese geben wir Ihnen gerne untenstehend weiter.

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Das Kirschenmus von Wimmis

 

Wann die Wimmiser mit dem Kochen von Kirschenmus begannen, kann nicht genau bestimmt werden. Das Klima eignet sich in Wimmis bestens für Kirschenbäume. "Chirschmuesen" war vor allem jenen Leuten vorbehalten, die eigene Bäume mit grösseren Mengen Kirschen und auch genügend Holz besassen. Bis lang ins 20. Jahrhundert war das Kirschenmus von allen Bevölkerungsteilen sehr geliebt, die Wimmiser würzten und ergänzten damit ihre Alltagsspeisen.

Als Mitte der 1960er Jahre die Alkoholfürsorge sich für das "Chirschmuesen" interessierte, wurde die Herstellung zunehmend zu einem öffentlichen Anlass. Die Devise der Alkoholfürsorge war „Statt Schnaps Mues“. Das „Aktionskomitee“ kaufte die Kirschen und liess sie in einem grösseren Rahmen vermusen. Seither hat sich der Anlass zu einem beliebten Brauch entwickelt, der von Wimmis-Tourismus organisiert ist - sofern Qualität und Quantität der Kirschen stimmt. Im Jahr 1971 und 1982 musste der Anlass abgesagt werden.

Die Herstellung von Kirschenmus ist sehr aufwändig: Die von den Bauern und Bäuerinnen gelieferten Kirschen (pro Kilo erhalten sie im Jahr 2020 ca. Fr. 3.50), werden gewogen, sortiert und erlesen. Die etwa 20 Bauern aus der Region liefern hauptsächlich die Lokalsorte „Schöne von Einigen", im Volksmund auch Plüderkirsche genannt.

Anschliessend werden die entstielten Kirschen mit einem überdimensionalen Mixer in einem Fass gemixt, das Fruchtfleisch wird zerkleinert, die Steine jedoch bleiben unversehrt. Zum Glück, denn wenn die Blausäure der Steine austreten würde, wäre das Kirschenmus ungeniessbar! Die so entstandene "Kirschensuppe" wird in einen Leinensack abgefüllt und mit zwei Stecken kräftig abgestreift. Der Saft läuft in die darunter stehenden Gefässe. Die im Tuch zurückbleibenden Fruchtfasern und Steine werden entsorgt.

Der gesammelte Saft wird anschliessend gesiebt und in einem 300 Liter grossen Kupferkochkessel über einem langsam brennenden Feuer während gut fünfzehn Stunden eingekocht. Es muss dabei ständig gerührt werden, denn der Saft darf nicht anbrennen, sonst ist die ganze Arbeit vergebens gewesen! Der Zuckergehalt und das Reifestadium der Kirschen bestimmen die exakte Dauer des Einkochens.

Das Abkühlen der Masse findet im Kessel statt, auch jetzt muss ständig gerührt werden. Sobald die Masse vollständig abgekühlt ist, kann man das fertige Kirschenmus in Gläser abfüllen. Das fertige Mus ist sehr lange haltbar. Der Autor eines Artikels berichtet von einem Kirschenmus, das im Jahr 1944 eingekocht wurde und vierzig Jahre später immer noch so frisch wie am ersten Tag war.

Aus fünf Kilo Kirschen entstehen rund ein Kilo Mus. Durchschnittlich werden pro Jahr 2500 kg Kirschen zu 500 Kilo Kirschenmus verarbeitet.

Natürlich konsumieren die Wimmiser ihr Kirschenmus vor allem selber, auch die ausgewanderten, die sich mit dem Mus einen Teil der alten Heimat an ihren neuen Lebensort mitnehmen. Aber auch Leute der nahen Umgebung, z. B. Simmen- und Kandertal kennen und kaufen diese Spezialität.

Wer in Wimmis Spitzbuben macht, nimmt oft anstelle der üblichen Vierfrucht- oder Himbeerkonfitüre Kirschenmus. Es kommt ebenso als Füllung in die Biskuitrouladen.

Im Saanenland wird aus dem Kirschenmus der Saanensenf hergestellt und zu Schweinsfleisch oder Käse genossen. Es schmeckt aber auch zu den geschwellten Kartoffeln, Ziger, Mehlrost, Wildgerichten oder Älplermagronen. Kirschenmus wird aber auch als Hausmittel eingesetzt, etwa gegen Halsweh und Erkältung. Es wird empfohlen, stündlich einen gestrichenen Teelöffel im Mund gut einzuspeicheln und langsam zu schlucken. Auch zur Anregung der Verdauung oder bei Magenbeschwerden wird es eingenommen: Einen Teelöffel in lauwarmem Wasser (halbes Glas) aufrühren und langsam trinken, dies am Morgen nüchtern oder am Abend nach dem Essen.

Diabetiker schätzen das Kirschenmus als Brotaufstrich, da es ohne Zucker hergestellt wird.

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